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Ansprache zum Totengedenken am 18.11.2018

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Liebe Anwesenden, liebe Freunde des Heimatvereins Birk,

ich möchte Sie herzlich zum Totengedenken im Namen des Heimatvereins Birk begrüßen. Wir wollen heute am Volkstrauertag der unzähligen Opfer von Krieg, Terror und Gewalt gedenken.

Seit 1982 lädt der Heimatverein an dieser Stelle zu einer kurzen Ansprache und Kranzniederlegung ein. Bislang hat Sie an dieser Stelle der Vorstandsvorsitzende des Heimatvereins Birk begrüßt. In diesem Jahr übernehme ich diese Aufgabe und möchte Ihnen ganz herzlich für Ihr Erscheinen zum Totengedenken danken.

Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr. Nicht nur der Heimatverein und zahlreiche andere Vereine sowie Städte und Gemeinden gedenken diesem Tage, sondern auch im Plenarsaal des deutschen Bundestages findet heute eine Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages statt, zu der dem französischen Staatspräsident Emanuel Macron die Ehre zu Teil wird, eine Gedenkrede zu halten. Dies allein zeigt die hohe Bedeutung dieses Tages als ein Tag der Trauer und der Mahnung und unterstreicht seine Aktualität und seine Verpflichtung für die Zukunft auf Frieden.

Heute 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges sollten wir uns vergegenwärtigen, dass in beiden Weltkriegen über 120 Mio. Menschen ihr Leben verloren haben. Noch immer herrschen Terror Hass und Angst auf dieser Welt. Deswegen darf sich der Volkstrauertag nicht allein auf die Rückschau in der Tradition erschöpfen und in der Tat, er kann auf eine langjährige Vergangenheit und Tradition zurückblicken.

1924 als offizielle Gedenkfeier vom Volksbund deutscher Kriegsopferfürsorge ins Leben gerufen, unter den Wirren des Nazi-Regimes zum Heldengedenktag missbraucht, erhielt der Volkstrauertag 1952 wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück, der Erinnerung der Opfer und Toten beider Weltkriege.

Auch in unserer Zeit ist der Volkstrauertag wieder aktuell, weil uns Kriege, Gewalt und Terror als eine Gefährdung unseres Gemeinwesens und als Ursache für Trauer tagtäglich begegnen:

Er begegnet uns in der Gewalt gegen ethnische Minderheiten, gegen anders Denkende und uns fremd Erscheinende, er begegnet uns aber auch in der Gewalt in unserem Umfeld, in der Familie, in Schule und Beruf. Er begegnet uns in menschenverachtenden Terroranschlägen, die den Tod vieler unschuldiger Menschen in Kauf nehmen. Der Terror, der vor unserer Haustür und der Haustür unserer europäischen Nachbarn nicht halt macht, wie die Anschläge in der jüngsten Vergangenheit belegen. Erinnern möchte ich hier an Terrorakte in Städten wie in Paris, in Brüssel und in Berlin, aber auch vereitelte Terroranschläge, wie in Köln ermahnen uns an die Bedrohung die durch Irrglauben und Fanatismus entstehen. Nennen möchte ich auch an dieser Stelle, die Gewalt gegen Frauen, die in unseren Tagen wieder aufflammt, wie jüngst in Freiburg geschehen. Nicht zu vergessen sind hier auch die Geschehnisse in Chemnitz, die Gewalt gegen Flüchtlinge, die uns daran erinnert wie wichtig es ist, sich darauf zu besinnen, was ein Gemeinwesen ausmacht.

Das ist Respekt und Toleranz, das ist Achtung vor dem Anderen, das ist Meinungsfreiheit als Grundlage für ein pluralistisches Zusammenleben für eine Gesellschaft. Dies muss auch in Zukunft Bestand haben.

Zu Respekt und Toleranz gehört Handeln, zum Handeln gehört das Denken, das Nachdenken, das Analysieren. Denken heißt kritisch sein und das Urteil, das aus dem Zwiegespräch hervorgeht zu hinterfragen, eine eigene Meinung zu bilden und nicht blind der Meinung anderer zu folgen. Das kann anstrengend und mühevoll sein, aber es ist auch eine Chance, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können aus ihr lernen und dafür sorgen, dass sich Fehler nicht wiederholen.

Darum lassen Sie uns diesen Volkstrauertag nutzen: Nicht nur zum Gedenken an die Toten und Opfer des 2.Weltkriegs, sondern auch um ein Zeichen zu setzen.

Ein Zeichen der Hoffnung und des gemeinsamen Handelns. Eines Handelns, das für eine glückliche und friedliche Zukunft für alle Menschen steht und nicht nur für diejenigen, die in Deutschland und Europa leben.  Eine friedliche Zukunft für die Welt, die nicht selbstverständlich ist, weshalb ihre Bedeutung umso größer sein wird und eine Zukunft, die in Anbetracht der Vergangenheit auch nie selbstverständlich erscheinen darf. 

Erich Kästner sagte einmal: „Die Vergangenheit muss reden und wir müssen zuhören. Vorher werden wir und sie keine Ruhe finden.“

In diesem Sinne lasst uns jetzt die Vergangenheit reden lassen und ihr zuhören, hier an diesem Mahnmal, denn was sie uns erzählt, ist noch nicht vergangen, sondern nach wie vor aktuell.

Ich bitte Sie nun, dass wir gemeinsam in einer Schweigeminute der Toten von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft gedenken. Fassen Sie bitte den Ihnen neben Stehenden an die Hand mit dem Versprechen unsere Verantwortung gilt dem Frieden.

 

Birk, den 18.11.2018

Andrea Barden